Wer wir sind

 

Shishu Mandir ist eine private Hilfsorganisation für Kinder aus den Armenvierteln in Bengaluru, Südindien. Aus der 1973 begonnenen Initiative wurde vor Ort 1983 der indische Verein Shishu Mandir von Hella Mundhra gegründet, um die Verwaltung zu übernehmen. Späterhin, das heißt 1998, entstand in Deutschland der Förderverein Shishu Mandir – Zukunft für Kinder e.V., der für die finanzielle Unterstützung und ideelle Begleitung zuständig ist. Seit 2009 besteht auch in der Schweiz ein Förderverein, Shishu Mandir Schweiz, der ebenfalls zur finanziellen Unterstützung von Schulkindern und des Heimes beiträgt.

Wie alles begann
1973 siedelte das deutsch-indische Arztehepaar Hella Mundhra und Dwarka Das Mundhra nach Indien über, um dort seinen Lebenstraum von einem medizinischen Zentrum für Menschen in Armenvierteln zu verwirklichen. Nachdem sie sich ein kleines Krankenhaus eingerichtet hatten, begannen sie ihre Tätigkeit in den Slums in Form von Reihenuntersuchungen und freier Medikamentenvergabe. Die Not der Slumbevölkerung sprang ihnen nur so ins Gesicht und besonders das Leiden der Kinder, die wegen ihrer chronischen Mangelernährung den überall lauernden Infektionskrankheiten wehrlos ausgeliefert waren. Die schwerstkranken Kinder nahmen sie in ihr Krankenhaus auf. Da die Genesung oftmals Monate dauerte, wollten manche Kinder nicht mehr zu ihren Eltern zurück. Solch ein Wunsch eines Kindes erschüttert jeden zutiefst, und so konnte Hella Mundhra es auch nicht übers Herz bringen, sie wieder in ihre Familien zurückzuschicken, sondern sie zunächst einmal unter ihre Fittiche zu nehmen. Die Eltern waren sehr froh, ihr Kind gut versorgt zu sehen. Hella stellte extra Personal ein, das mit den Kindern die Freizeit gestaltete, so wie Hella es den jungen Mädchen nahelegte, nämlich mit Malen, Geschichten vorlesen, Bilder anschauen, im Sandkasten spielen und mit kleinen Spaziergängen. Am Wochenende kamen die Kinder jedoch zu den Mundhras nach Hause und erlebten einen bunten Abend mit Singen, Gesellschaftsspielen, Ratespielen, und dann kam der Höhepunkt: Sie wurden einzeln und mit einem Schlaflied von Hella, die sie ‚Mama‘ nannten, „zu Bett“ gebracht, wobei das „zu Bett“ hieß, auf dem bloßen Fußboden mit einem Bettlaken und einem Kopfkissen. Am Sonntagmorgen gab es ein deutsches Frühstück mit getoastetem Weißbrot Butter und Marmelade, und alles wurde am Tisch serviert. Nachdem sie noch die Blumen in ‚Mamas‘ Garten gegossen hatten, kehrten sie zurück.
Aus dieser Verbundenheit heraus reifte der Gedanke an ein Kinderheim für vernachlässigte Kinder, dem Hella den Charakter einer Großfamilie geben wollte. Die Hauptidee war, diesen Kindern durch eine umfangreiche Bildung unter Berücksichtigung ihrer Talente eine Zukunft zu ermöglichen, in der sie selbstbestimmt und selbständig leben könnten. Der erste Schritt dazu erwies sich jedoch schon als Fehltritt, denn die privaten Schulen der Umgebung, die die Mundhras sich leisten konnten, waren Schulen mit 70 bis 80 Kindern pro Klasse, in denen der Lehrstoff ohne jegliche Erläuterung auswendig gelernt werden musste. Enttäuscht wandte sich Hella an andere Schulen, doch überall herrschte dasselbe System von reinem Auswendiglernen. So entschloss sie sich schließlich, eine eigene Schule aufzuziehen, die die Kinder zu selbständigem Denken erziehen und dabei Spaß am Lernen vermitteln sollte. Mit eigenem Einsatz und mit Unterstützung ihrer Freunde in Deutschland, die fertige Lehrerinnen waren, führte sie ausgewählte Lehrerinnen in ein moderneres Lehrsystem ein, das sich bald einen Namen in der Stadt machte.
Die Finanzierung des Kinderheimes und der Schule übernahm Jahre lang das Ehepaar Mundhra. Erst nach ca. 5 Jahren kamen zunehmend kleine Spenden von den früheren Freunden der Mundhras hinzu, so dass die Initiative langsam an Verbesserungen und Erweiterungen denken konnte. Das Kinderheim, das die ursprüngliche Einrichtung gewesen war, besaß einen besonderen Platz im Herzen von Hella Mundhra. Als sie ihre ärztliche Tätigkeit aus persönlichen Gründen aufgeben musste, verbrachte sie jeden Nachmittag bei den Kindern im Heim und beschloss den Tag mit einer warmen Umarmung jedes Kindes.
Im Laufe der Zeit folgten weitere Projekte wie Selbsthilfegruppen, medizinische Unterstützung bei lebenserhaltenden Operationen, ein Ausbildungszentrum und zuletzt eine Kindertagesstätte.
1998 übergab Hella die Leitung der Schule an Herrn Anand, einem früheren Priester der Don-Bosco-Gemeinschaft. Er stammte aus sehr ärmlichen, dörflichen Familienverhältnissen und wurde in seiner Kindheit wegen seiner offensichtlichen Cleverness im Vergleich zu seinen Spielgefährten von Don-Bosco-Brüdern ausgewählt und in ihren Instituten gefördert.

Dort erlangte er den Bachelor-Abschluss in Theologie und Philosophie und den Master-Abschluss in Sozialwissenschaften, so dass er eine leitende Position in ihrer Organisation erreichte. Trotzdem verließ er mit 38 Jahren den Orden, blieb aber ihren Werten immer treu. Dass er unsere damals noch sehr kleine Schule von 60 Kindern als seine Aufgabe übernahm, ist unser größtes Glück. 2006 übergab Hella ihm die Gesamtleitung aller Projekte, die er ebenfalls mit Herzblut und Hingabe zu einer großen regional wohltätigen Organisation entwickelte.
Die Philosophie von Shishu Mandir war stets, Menschen zu einem eigenständigen Leben zu verhelfen und alle Menschen unabhängig von ihrer Religion, Bildung oder Herkunft zu respektieren. Diese Einstellung hat Shishu Mandir viel Anerkennung eingebracht, so dass die Institution entsprechend gewachsen ist, doch dies alles nur durch die unermüdliche und hingebungsvolle Arbeit von Hella Mundhra und Herrn Anand.

Ihnen gelten unsere tiefe Anerkennung und Dankbarkeit.

 

Chronik
Interview der Knodel foundation mit Hella Mundhra