Eine der größten Belastungen der Familien ist der Schuldenberg, der auf jeder Familie unserer Schulkinder, praktisch jeder Familie im Dorf, lastet. In dieser Gesellschaftsschicht sind Schulden so gut wie normal, da das monatliche Einkommen nicht ausreicht, um auch nur den Mindestanforderungen zu genügen. Durch die vielen ausländischen Firmen in Bengaluru steigen die Preise für Lebensmittel, Mieten, Transportmittel, praktisch für alles, immer mehr an und sind für den kleinen Mann praktisch unerreichbar.
Andere Faktoren wie Krankheit, Hochzeitsfeiern, Naturkatastrophen, Feuer, etc. können die Betroffenen an den Rand des Ruins bringen. Die Schulden wachsen unaufhaltsam von Monat zu Monat, da bei professionellen Geldverleihern die Zinsen nicht selten 25 Prozent pro MONAT betragen. In dieser Situation sieht der Betroffene dann keinen anderen Ausweg als Suizid. Wir haben unter unseren Schulkindern einige Fälle von Suiziden des Vaters wegen unerträglicher Schulden.
Um dieses Übel in den Griff zu bekommen, gründeten wir für die Mütter unserer Schulkinder Sparvereine nach dem Vorbild des Friedensnobelpreisträgers 2006, Mohamed Youssuf. Eine Gruppe von circa zwanzig Frauen trifft sich in regelmäßigem Abstand und zahlt eine individuell festgesetzte Summe in den gemeinsamen Topf.
Das eingenommene Geld kann dann von einem Mitglied des Sparvereins gegen einen kleinen Zinssatz ausgeliehen werden, um damit die anderweitig bestehenden Schulden abzubauen und den Wucherzins loszuwerden. Im Laufe der Zeit können so die Schulden abgebaut werden und haben sogar dazu geführt, dass manche Frauen ein kleines Geschäft aufgebaut haben, wie z.B. zum Verkauf von selbstgebackenen Snacks oder anderen Artikeln.
Es hat sich gezeigt, dass einige Familien ihre Schulden merklich reduzieren konnten, was für sie eine Befreiung von einer unerträglichen Last darstellt. Und als “Nebeneffekt” bahnte sich eine weitere, sehr positive Entwicklung an: Die Frauen, die in ihren regelmäßigen Zusammenkünften einen Einblick in ihre privaten Sorgen untereinander bekamen, wuchsen zu einer Solidargemeinschaft zusammen. Sie unterstützen sich gegenseitig in den Auseinandersetzungen mit ihren Ehemännern oder deren Anverwandten. Sie gewinnen an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit und müssen sich nicht immer nur den Forderungen ihrer Ehemänner unterwerfen. Darin sehen wir einen großen Gewinn, den wir praktisch als Nebenprodukt bekommen haben.
Die Sparvereine haben sich als außerordentlich segensreich erwiesen, indem sie die Last der Schulden reduziert oder gar beseitigt haben und darüber hinaus bewirkten, dass das Selbstbewusstsein der Frauen durch die Gemeinschaft deutlich gestärkt wurde.