Die Strickrunde für einen guten Zweck

 
Stricken – diese uralte Handarbeitskunst, die immer mehr in Vergessenheit gerät, wird glücklicherweise in manchen Kreisen noch als Hobby ausgeübt, so auch im Strickkreis St. Andreas in Eschweiler. Diese Gruppe von hochbetagten Frauen, deren ältestes Mitglied ihren 100. Geburtstag vorbereitete, trafen sich alle 14 Tage, um miteinander zu plaudern und dabei munter die Nadeln klappern zu lassen. (Pressebericht Strickkreis)
In Indien kennt man keine Heizanlage in den Häusern und schon gar nicht in den Hütten, in denen unsere Kinder leben. Deshalb gehören Schnupfen und Husten in den Wintermonaten zum normalen Leben dazu, und für alle Kinder unseres Heimes und der Schule Pullover oder Jacken zu kaufen, überstieg unseren finanziellen Rahmen bei weitem.
So war ich überglücklich, als ich durch Zufall auf die Gruppe St. Andreas stieß, die gerade nach einem neuen Abnehmer ihrer Produkte suchte, da das Verschicken und der Zoll in Afghanistan zu teuer geworden waren. Wir hatten den Vorteil, dass die Sachen von mir oder anderen Besuchern unseres Projektes mitgenom¬men werden konnten und damit keine Kosten entstanden. Es passte wirklich alles gut zusammen: Wir brauchten jede Größe und jede Farbe, ob uni oder mehrfarbig, und obendrein waren Pullover mit kunstvollen Zopf- oder Lochmustern für unsere Mädchen ein großes Geschenk. So ging es viele Jahre, in denen wir die Kinder mit den warmen Pullovern beglücken konnten. Doch dann kam Corona, und der Flugverkehr und das ganze normale Leben wurde eingefroren. Wir konnten die Pullover nicht mehr transportieren. Aber der Wille der Leiterin der Strickgruppe, Frau Gerta Schröder, fand einen Ausweg: Sie bat ihren Friseursalon, ob sie ihre Produkte dort zum Verkauf auslegen könnte. Selbst die Friseurin war so angetan von den Pullovern und der Idee, dass sie mit Freude zusagte. So bekommen wir nach wie vor den Segen der Strickgruppe zu spüren.
Es war eine ausgesprochene Win-Win-Situation, denn die Frauen liebten ihre gemeinsamen Nachmittage, bei denen sie am Ende mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden und mit allen Neuigkeiten ihres Dorfes erfüllt nach Hause fahren konnten. Möge die Strickgruppe nach der Corona-Pandemie wieder auferstehen!

Hella Mundhra
April 2021